Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist eine der strengstbewachten der Welt. Die 250 km lange Demarkationslinie ist nur durch ehemals 1’492 Metallschilder markiert. Davor liegen aber mehrere Zäune und Absperrungen auf beiden Seiten. Für normale Zivilisten ist bereits an der ersten Linie, etwa 10 km vor der Grenze, kein Durchkommen mehr. Je 2 km auf jeder Seite der Marker zählen zur DMZ, der demilitarisierten Zone. Auf der gesamten Grenze gibt es nur ein Dorf auf der Nord- und der Südseite, die in dieser Zone liegen. Ansonsten ist sie absolut der Natur überlassen. Es ist deshalb schwierig, einen Blick nach Nordkorea zu werfen, und dabei Menschen oder Dörfer zu sehen.
Ein beliebtes Ziel bei einer DMZ-Tour ist das Dora Observatory. Von hier aus kann man – auch mit Ferngläsern – in die DMZ nach Nordkorea blicken. Direkt vor uns liegt bewaldetes Gebiet, in dem die südliche Guard Post Fence Line (GPL) verläuft. Die Grenze liegt hinter dem Wald. Im rechten Bilddrittel erkennt man den Fahnenmast mit der südkoreanischen Flagge in Daeseong-dong, dem einzigen Dorf in der südlichen DMZ. Das nordkoreanische Dorf liegt etwa in der Bildmitte. Obwohl dessen Fahnenmast nach der Errichtung desjenigen auf der Südseite aufgestockt wurde und mit 160 m Höhe nun der fünfthöchste der Welt ist, erkennt man ihn auf dem Bild kaum. Die Flagge, die wegen Windstille nicht auszumachen ist, wiegt an die 270 kg! Am Horizont erheben sich die abgeholzten Berge hinter dem Kaesŏng Industrial Complex (KIC), in dem Südkorea zwischen 2004 und 2016 verschiedene Güter durch nordkoreanische Arbeiter fertigen liess. Durch das Fernglas erkennt man die zerborstenen Fenster im höchsten Gebäude: Am 16.06.2020 wurde das danebenliegende Verbindungsbüro der beiden Länder von Nordkorea gesprengt. Vor dem Industriekomplex liegen Reisfelder, auf den Wegen dazwischen sind Menschen, zum Teil mit Schubkarren, auszumachen. Im Hintergrund etwas erhöht erkennt man einige Hochhäuser. Sie gehören zur fünftgrössten Stadt Nordkoreas, Kaesŏng. Sie war vom 10.-14. Jhrt. Hauptstadt des koreanischen Königreichs Goryeo.
Unweit des Dora Observatory liegt der dritte Infiltrationstunnel, entdeckt 1978. Er ragt 435 m in die südliche DMZ und ist mit seinen 2 m Durchmesser so gross, dass 30’000 Mann pro Stunde den Tunnel hätten passieren können.