Beim Hochfahren ins Swiss Camp habe ich einen braunen Wegweiser nach „Imjingak“ gesehen. Ich google, finde die Website – auf koreanisch natürlich – und beschliesse, am Sonntag nach dem Mittagessen einmal dort vorbeizuschauen.
Das Wochenende darf ich wieder im Camp verbringen. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Nirgendwo; ohne Strassenlärm, schlechte Luft, trampelnde Nachbarn im oberen Stock, Küchenarbeit und andere Verpflichtungen.
Der angesagte Wintereinbruch kommt heftiger als erwartet; die Bäume ächzen unter der Schneelast, Äste bersten und der Weg zum Frühstück ist eine einzige Rutschpartie. Wir entscheiden uns für ein Indoorprogramm mit Chemineefeuer am Abend. Am Sonntag ist der Spuk so schnell vorbei wie er gekommen ist. Imjingak ohne Schirm und Winterjacke!
Der Park liegt am nördlichsten Ende der Nationalstrasse 1, am Imjingak River. Entlang des Flusses erstreckt sich die erste mit Stacheldraht und Zäunen bewehrte Grenze, die ohne Spezialbewilligung nicht überquert werden kann. Wir staunen über die Grösse des Parks: Auf den noch braunen Grünflächen lassen Kinder Drachen steigen, aus der Rummelplatzecke dröhnt Gelächter vermischt mit lauter Musik. Ein bunter Markt, Familienspiele, es riecht nach Knoblauch und gebratenem Fleisch. Wir lassen den Rummel hinter uns und gehen weiter in den geschichtlichen Teil der Anlage. Hier sind Überreste der Freedom Bridge zu sehen, die im Korea-Krieg zerstört wurde. Eine auf dieser Strecke kursierende Dampflok steckte während über eines halben Jahrhunderts zerstört in der DMZ fest, ehe sie 2004 zurückgeholt und restauriert wurde.
Eine Gondelfahrt führt in einen abgesperrten Bereich auf der Nordseite. Wir erkennen durchs Fernglas, dass dort wohl auch eine Nachbildung der Blue Bridge steht. Auch ein kleines Museum soll dort besichtigt werden können. Wir sparen uns die Fahrt, schlendern noch etwas durch die Gift Shops (die ersten, die ich seit meiner Ankunft im Januar überhaupt sehe!) und machen uns dann wieder auf den Heimweg.
(Motorrad-) Reisen in den hohen Norden 